2005. odyssee im staatsraum – display your dissent!
"Karfreitag 2005" ist Sieger
Am Samstag, 30. April 2005, wurde im minus2005 Kurzfilm-Wettbewerb ein
Siegerprojekt gekürt. In einer öffentlichen Sitzung trafen die
Jurymitglieder Ruth Beckermann (freie Autorin, Filmschaffende), Barbara
Eppensteiner (Programmintendantin Community TV Wien), Araba Evelyn
Johnston-Arthur (PAMOJA, Diagonale 05) und Christoph Weihrich (Sixpack
Film) nach mehr als 5 Stunden eine knappe Mehrheitsentscheidung.
> "Karfreitag 2005" ist Sieger im 2005-kritischen Kurzfilm-Wettbewerb
Alle Einreichungen
36 Filme wurden beim Wettbewerb eingereicht. Sie sind in einminütigen Kurzversionen hier online zu betrachten:
1. "ausgenommen Anrainer"
(4 eyes)
Willibald (65) aus Wien lässt Modellflugzeuge nahe der Grenze zur Slowakei
kreisen. Er kennt sich aus im Nachbarland. Hinter der Grenze lebt der
gleichaltrige Pepi. Er ist Gemeinderat und selbsternannter Archivar der 1700
Seelen Gemeinde Rusovce. Vor der Wende 1989 kämpfte er gegen staatlich
verordnete Gleichschaltung. Heute, sagt er, sind alle gleich egoistisch.
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2. "Jahresendflüglefigurfest"
(Offscreen – offenes film forum salzburg)
Der Weihnachtsmann, wie uns allen bekannt, kein EU-Bürger, macht sich wie jedes
Jahr auf, guten Kindern ihre Wünsche zu erfüllen. Doch diesmal vergisst der
Weihnachtsmann seinen Pass zu Hause. Eigentlich geht alles gut, bis er auf die
dümmste Fremdenpolizei Europas trifft und in deren Maschinerie gerät.
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3. "Ziel1TV + fingerprints"
(CHARMANT ROUGE)
Ein TV-Zapping durch 10 Jahre "Burgenland heute", hart geschnitten nach dem Wort
"Ziel 1-Gebiet". Historische Aufnahmen aus dem Burgenland der
Zwischenkriegszeit begleitet von verfremdeter Tamburizzamusik führen hin zu
einer Fingerabdruck-Sequenz, durchgeführt 1940 von der Eisenstädter Polizei an
Romas und Sintis zu deren Katalogisierung.
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4. "Das Ei"
(Renée Kellner)
Der Kurzfilm "Das Ei" zeigt nicht nur eine kritische Darstellung der
österreichischen Vergangenheit, sondern auch wie ihm ist und jetzt noch immer
gehandelt wird. Eine Auseinandersetzung mit Macht – mit der netten Frage im
Hinterhalt: "... und wie war ihr Tag?!?!?"
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5. "GEDENKENLOS"
(Albert Lichtblau)
"Gedenkenlos" beobachtet, wie die Täter-Opfer-Orte der ehemaligen KZs – konkret:
Ebensee und Mauthausen – gesehen, beschrieben und besprochen werden. Was ist
eigentlich zu sehen bzw. zu hören und wie gehen diese Prozesse vor sich?
Und: Wie wird bei den Gedenkritualen an derartigen Orten über die NS-Verbrechen
gesprochen bzw. nicht gesprochen und mit welcher musikalischen Untermalung wird
dieses "Drüberreden" begleitet? Das Nicht-Begreifen-Wollen spiegelt sich im
Ausblenden, Wegreden, darüber Hinweggehen, Nicht-Benennen. Der Film beobachtet
genau dies, sucht das Sichtbare und dokumentiert das aktuelle Scheitern einer
wohlmeinenden Gedenkpolitik.
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6. "1. Oktober 1999 vs. 1. April 2000"
(Andrea Berger)
FPÖ-Wahlkampfwerbung wird dem, aus der Besatzungszeit stammenden
österreichischen Science Fiction Klassiker "1. April 2000" gegenübergestellt
und erzeugt durch diese Technik eine ambivalente Rezeption, ironisiert das
Verhalten von Politik und Medien und den, im Februar 2002 plötzlich schick
gewordenen – jedoch oberflächlichen – regierungskritischen Arbeiten.
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7. "Österreich!"
(Hubert Sielecki)
Wer das sieht, wird "Österreich" nie mehr überhören.
Ein Gruß an die lieben Deutschinnen und Deutschen in ganz Deutschland.
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8. "WEG(EN) DER FREIHEIT"
(DIVANOVA / Erwin Posarnig)
Zum 50er offerieren wir hier eine Übungseinheit zur (Selbst-)Befreiung von
Herrschaftszeichen/Herrschaftszeiten und Freiheitssymboliken, die sich in einem
kleinen österreichischen Fitnessprogramm manifestiert. Ein revolutionäres
Dehnen zwischen links, mitte, rechts unter Umwertung der Befreiermacht. Macht
und Mut für den bewusst herbeigeführten Suizid. La révolution, c’est nous! Das Video wurde produziert am Karfreitag 2005.
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9. "Zeitschau"
(Alexander Gruber)
Der Kernpunkt ist, neben anderen, die Zeit. Die Schnelllebigkeit der Gegenwart
wird in vielen Ebenen (z.B. Politik, Werbemedien) ausgenützt und manipuliert.
Während der Dauer eines Lidschlages entgeht dem Menschen von heute eine Unmenge
an Informationen. Zusätzlich zu diesen Reizen kommt eine Belastung auf einer
akustischen Ebene hinzu, in der man nicht mehr die einzelnen Informationen
unterscheiden kann. In einer an die damalige Zeit angepassten Weise bedienten
sich auch schon die Propagandamaschinerien der NS-Zeit dieser Methode der
Reizüberflutung. Der Versuch des Menschen die verlorene Zeit zurückzuholen,
misslingt. Mein Beitrag baut auf einer Reizüberflutung der Sinne auf, um
aufzuzeigen, wie viel man während der Dauer eines einzigen Lidschlags
verpasst.
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10. "Österreich im Kettenhemd"
(Gerda Lampalzer)
Wolfgang Schüssel spricht zum Gedankenjahr 2005. Eine Remontage.
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11. "M. O. - Herz + Mund"
(Christoph Theiler)
Die Klanginstallation "M. O. - Herz + Mund" zeigt das Sterben von M. O., einem
Asylbewerber, der bei seiner Ausweisung durch österreichische Behörden auf
Grund von Erstickung und Herzstillstand ums Leben kam, weil ihm von den Beamten
der Mund verklebt wurde.
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12. "stimmen aus ö2005"
(Stefanie Victoria Brottrager (nach einer Idee von Sabine Höllwerth))
Dieses Filmprojekt entstand als Reaktion auf die Feierlichkeiten zur Eröffnung
des Jubiläumsjahres 2005. Realisiert wurde es im März während der Projektwoche
der wiener kunst schule zum Thema "05 Kultur des Widerstands".
Zwei Fragen sollten spontan beantwortet bzw. kommentiert werden:
1. "Österreich ist eine Nation geworden, an die seine Bürgerinnen und Bürger
glauben, die sie lieben und die jeder will."
2. Was ist ihre Meinung zum Jubiläumsjahr 2005, das heuer in Österreich
ausgerufen wurde?
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13. "Jubel!"
(MTB-Film)
Die Gebäude als Manifestation des Jubiläumsjahres im Gegensatz zu den sozial
ausgegrenzten Menschen. Aus dem Zitat Morak’s ergibt sich die Frage, ob Grund
für ausgelassenen Jubel besteht und die richtigen Voraussetzungen für die
Zukunft bereits geschaffen wurden.
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14. "Ohne Titel"
(Lucas Vossoughi)
Das UNO Flüchtlingskommissariat hat kritisiert, der Asylgesetz-Entwurf verstöße
in 11 Punkten gegen die Genfer Flüchtlingskonvention, internationale Standards
würden nicht eingehalten. (14.04.2005) Was ist dem hinzuzufügen? ÖSTERREICH IST FREI ... kann bald eine ganz andere Bedeutung haben.
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15. "Bilder fürs Familienalbum"
(Doro Geyer)
Verfilmung eines Gedichts mit dem Titel "Bilder fürs Familienalbum" von Elke
Schönberger, entstanden nach einem Besuch der Gedenkstätte Konzentrationslager
Mauthausen.
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16. "The Concert (remix)"
(Lena Lapschina)
Über den Versuch der Eröffnung einer Ausstellung in der Kunsthalle Krems durch
Staatssekretär Franz Morak im Wettstreit mit einem Pfeifkonzert der
ausgestellten Künstler.
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17. "Der schlaffe Wink"
(huBBau)
"Der schlaffe Wink" ist ein Animationsfilm, eine witzige Skizze über einen
Oberlippenbartträger und seine oftmals etwas lax durchgeführte Handbewegung.
Einem Gruß, dem er selber nicht gewachsen zu sein scheint. Die 8 Buben sind
stramme HJungs, fast zu stramm. Aber es gibt auch eine gute Nachricht.
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18. "Dollfuss aus dem Parlament"
(United Aliens TV (UATV))
Am 12. Februar 2004 forderten der Schauspieler, Regisseur und Aktionskünstler
Hubsi Kramar und die Sozialistische Jugend Österreichs anlässlich des
siebzigsten Jahrestages der Februarkämpfe 1934, die unter dem österreichischen
Bundeskanzler Dollfuss, "einem Wegbereiter des Austrofaschismus", ausbrachen,
die Entfernung seines Bildes aus dem Parlamentsklub der ÖVP.
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19. "SehStörung"
(Wolfram P. Kastner)
Aufmarsch der SS-Kameradschaft in Salzburg alljährlich am 1. November;
Scherenschnitt; Ehrung der ermordeten Deserteure.
Kurzversion in Bearbeitung
20. "NØTION"
(0RF.at)
nati0nARCHY – 60 jahre 0€$terreich – erlebniswelt total
ab 01 jaenner ist der durchgehende nazionalfeiertag,
das museum von/fuer ewiggestrige, den ganzen tag geoeffnet, das ganze jahr
lang. Ø€$terreich wird 60. der orf wird 50 usw. alles bleibt gut, wenn nicht besser – am heldenplatz, wo eh noch nie
irgendjefraud bei irgendetwas dabei gewesen sein will.
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21. "the whistler from vienna"
(Paúl Krimmer & Kevin A. Rausch)
Soviel Zerstörung, soviel Unheil und alles für ein Schankerl Wein. Eine
kritische Arbeit über das Dasein Österreichs, Tauben, Menschen und schon
Vergangenes.
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22. "Being Jewish in Wien 2005"
(Josh und Lisa)
Ein Trailer, der eine längere Dokumentation ankündigt. Wir fragen uns selber und
andere wie es ist im Jahr 2005 als JüdInnen in Wien zu leben. Ist das noch ein
Thema oder ist diese "Frage" schon gelöst? Ein kurzer Blick auf verschiedene
Normalitäten und Abnormalitäten als Teil des "nächsten" jüdischen Wiens anno
2005.
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23. "Navigate, Navigate!"
(God-Prod-Action)
"Navigate, Navigate!" ist einerseits ein Dokumentarfilm andererseits ein
antipatriotisches Gemälde. Hauptdarsteller ist der "Austrokoffer", niemand
kennt seinen Inhalt, aber alle haben ihre Fantasien. Wir begleiten den
"Austrokoffer" in der Opernballnacht vor der Oper und fragen PassantInnen zu
ihren Austro-Fantasien. "Navigate, Navigate!" versucht erst gar nicht
aufklärerisch zu sein. Er tritt den überbordenden nationalen
Festinszenierungen mit bescheidenem Hohn gegenüber, ein Hohn der dadurch
entsteht, dass PassantInnen stakkatoartig aufzählen, was für sie Patriotismus
bedeutet. Die serbokroatischen Untertitel sind Service für die zweitgrößte
Sprachgruppe in Österreich. Eine Selbstverständlichkeit, die in einem Land mit
verfassungswidrigen Ortstafeln als ideologisches Symbol gesehen werden soll.
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24. "österreich.zip"
(Eva Engelbert & Andreas.muk.Haider)
Assoziationen zu einem Land, das (Wahl)heimat, Exil, Urlaubsziel oder
gegenwärtiger Aufenthaltsort von 50 verschiedenen Menschen ist. In der
kritischen Auseinandersetzung mit Patriotismus und klischeebehafteten
Konstruktionen der Kultur eines Landes gehen wir der Frage nach, wie jeder von
ihnen Österreich in ein einziges Wort verpackt bzw. komprimiert.
..Dirndl, verlogen, warm, Sissi, Sachertorte...
Dazu folgen Portraits der befragten Personen aufeinander; Momentaufnahmen der
Wortspender. Ton und Bild laufen unsynchron, damit keine vorgegebene Zuordnung
erfolgt. Offen bleibt, welches Gesicht zu welchem der 50 Worte passt und ein
weiteres Assoziieren möglich ist.
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25. "Österreich 2005?! Jubiläumsjahr?!"
(Michael Wirthig/Markus Osterkorn)
Mein Großvater hat in meiner Kindheit viel über die Grausamkeiten des Krieges
berichtet. Seine Erfahrungen und Erlebnisse habe ich in die Jetztzeit
"zurückgerufen".
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26. "Das Wien des Seibane W."
(Freigehege)
Seibane Wague kam während eines Polizeieinsatzes im Juli 2003 im Stadtpark ums
Leben. Neun Monate nach seinem gewaltsamen Tod rekapitulieren Menschen in Wien
den Vorfall und beziehen Stellung. Dabei zeigt sich besonders unsere hohe
Abhängigkeit von Medien zur Information und Meinungsbildung.
Im Sinne konzeptioneller Kunst wurde daher ein Protagonist erschaffen – der Mann
in Orange – dem als Zeichen seiner Manipulierbarkeit unterschiedliche Meinungen
in den Mund gelegt werden; solange bis wir uns seiner als Sprachrohr bedienen.
Mittels der Frage nach der Teilnahme an einer "gefakten" Aktion wurde die
Bereitschaft der Bevölkerung überprüft, mit Video die Polizeiarbeit
aufzuzeichnen. Damit wird die Problematik: "Wie viel Überwachung braucht es in
einer Demokratie?" thematisiert.
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27. Kärntner PartisanInnen
(Ernst Logar)
Schon seit 1942 hatten Partisanen - zumeist Kärntner Slowenen, aber auch einige
deutschsprachige Österreicher - in Südkärnten gegen die Wehrmacht gekämpft.
Zeitweise banden sie dort 15.000 Wehrmachtssoldaten. Ein bewaffneter
Widerstand, der in diesem Ausmaß auf dem Boden des damaligen Deutschen Reiches
sicherlich einzigartig war. Bis heute ist ihr Widerstand in Österreich nicht
anerkannt, in den Schulbüchern kommen die Partisanen nicht vor. Auch als der
Nationalrat im vergangenen Jänner anlässlich der 60. Jahrestags des Kriegsendes
offiziell dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus gedachte, würdigte man
sie nicht.
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("Außer Konkurrenz", da der Film mit seiner Gesamtlänge von 93min nicht den Einreichkriterien entspricht)
28. "Radioballett"
(Flo Weber)
Am 26. Oktober, seit 1967 Österreichs Nationaleiertag (vormals "Tag der Fahne"),
wird der Beginn der "immerwährenden Neutralität" "gefeiert". Zu diesem Anlass
findet jährlich am Wiener Heldenplatz eine große Heeresschau statt, wo sich
allerlei Kriegsmaterial bestaunen lässt. Radio Orange übertrug dieses Jahr ein
Radioballett mit dem Titel: "Zerstreut Österreich". Über tragbare Radios wurden
mit/von Menschen vor Ort diverse Choreographien durchgeführt und etwas
öffentlicher Raum zurück erobert.
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29. "Ajvatan"
(Kunst- + Kulturverein Medea)
Wenn Heimat als etwas "Natürliches" begriffen wird, erscheinen "Eindringlinge"
nicht nur als die "Anderen", sondern durchaus als Gefahr für den
Heimatbegriff.
"Ajvatan" versucht im Rahmen einer österreichischen Sage um Wasser- und
Waldgeister die Bereicherung durch die andere Kultur zu thematisieren und den
Begriff Heimat zu erweitern.
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30. "Staatsoper"
(Carola Unterberger-Probst)
Der Abzug der Alliierten aus Österreich wird in der Pressearbeit zu "50 Jahre
Staatsvertrag" nach wie vor als "Befreiung" tituliert. Dass die Besatzer sehr
wohl Befreier für viele Bevölkerungsgruppen waren, fällt zumeist unter den
Tisch. "Staatsoper" ist eine experimentell–dekonstruktive Auseinandersetzung mit der
Pressearbeit Österreichs.
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31. "Nebenan"
(David Lindinger)
Der Film handelt hauptsächlich von meinem Freund Smith, den ich in Peking
kennen gelernt habe und mit dem ich seither eng befreundet bin. Sein größter
Wunsch ist es, nach Europa bzw. Wien zu kommen, um dort ein neues, besseres
Leben anzufangen. Ist das wirklich so leicht anzustellen? Mein Thema hat nur
wenig mit dem Jubiläumsjahr zu tun, es stellt es sogar in Frage. Die Bilder
sprechen für sich und sollen differenzierte Blickwinkel bringen.
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32. "doppelpass"
(Dimitrova/Weber)
Das Heimspiel der österreichischen Gesellschaft auf dem Weg zu Qualifikation für
die "EUropermeisterschaft". Eine metaphorische Collage mit didaktischem Bias zu
konkurrierenden Diskursen über Migration.
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33. "Odyssee 2005 – Flashes in Vienna"
(Newald)
Am Gelände des Wiener Praters landet ein seltsames Flugobjekt. Ein Astronaut
klettert heraus, er begibt sich auf eine rasante Entdeckungsfahrt quer durch
Wien. In seinem Erleben vermischen sich offiziöse Inszenierungen mit
alternativen Ereignissen und persönlich Erlebtem auf einer Ebene. Zeit und Raum
spielen für ihn keine Rolle, seine Reise ist voller Staunen und Rätsel.
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34. "Karfreitag 2005"
(Martin Lasinger)
Die Menschen, die selbst noch vom Krieg erzählen können, sterben. Auch die
Hauptperson des Films, der Vater, ist dabei zu sterben – durch Verweigerung der
Nahrungsaufnahme. Am Leben erhalten wird er von seiner Frau, die ihn mit
Kraftnahrung füttert. Damit er sie schluckt, mischt sie Rum dazu. Der Vater hat
einen speziellen Erinnerungsmodus an den Krieg entwickelt: Er fastet
traditionell am Karfreitag, dem Tag seiner Gefangennahme. Das Fasten hat für
ihn nicht eine christliche Bedeutung, sondern eine private. Respektiert wird
sein Fasten von seiner Frau wegen der christlichen Tradition.
Am Karfreitag darf er tun, was er mittlerweile jeden Tag tun möchte: Fasten.
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35. "Großvater, wir danken dir"
(Pflügl&Juritsch)
In Österreich herrscht ein schlechtes Verhältnis zwischen den Generationen. Die
"Alten" und die "Jungen" reden wenig miteinander, schon gar nicht über
tiefgreifende persönliche Dinge. Ein Grund dafür ist das Trauma der
Kriegsgeneration, die geschehene Dinge verdrängen wollte. Das Lied "Großvater"
von STS war quasi Balsam auf diese Wunden, wird doch darin das Verhältnis
zwischen den Generationen wieder gekittet. Das Lied ist mit Archivmaterial aus
dem Dritten Reich hinterlegt und soll dadurch diese Assoziationen umkehren.
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36. "Sarah doesn’t live here anymore"
(Tim Sharp)
Der Film ist aus einer vier Sekunden Sequenz einer zerfallenden (und
zerkratzten) Rolle eines 35mm Filmes konstruiert. Der Mittelteil eines
Spielfilmes ohne Titel oder Nachspann. Es ist ein Kostümfilm, der
möglicherweise in den 30er Jahren spielt. Die verschiedenen Rollen der
ProtagonistInnen des Rezeptionskomitees auf einer Bahnstation werden neu
zugeschrieben, wörtlich als auch metaphorisch. Die "historischen"
dekonstruierten Szenen werden re-kontextualisiert. Aber manche Dinge ändern
sich kaum. Sarah lebt nicht mehr hier...
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Der Filmwettbewerb wurde realisiert von der IG Kultur Österreich mit Unterstützung von Public Netbase